Europäische Metropolregion Stuttgart

 

Die Europäischen Metropolregionen in Deutschland

Deutsche Städte und Regionen standen zu Beginn der 1990er Jahren zunehmend vor den Herausforderungen einer im Zuge der Globalisierung wachsenden internationalen Standortkonkurrenz. Große internationale Metropolen entwickelten sich zu Global Cities, zogen immer mehr Funktionen an und gewannen sehr dynamisch an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung. Zunehmend wurde offensichtlich, dass die Globalisierung zu einer Veränderung der Maßstäbe und Reichweiten führt und dass deutsche Städte und Regionen – aufgrund der föderalen, polyzentrischen und arbeitsteiligen Raumentwicklung innerhalb Deutschlands im internationalen Maßstab traditionell eher klein und kleinteilig organisiert – Gefahr laufen, ins Hintertreffen zu geraten.

Eine Antwort auf diese Entwicklung war die Einführung einer neuen Raumordnungskategorie durch die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) für jene Städte und Regionen Deutschlands, die aufgrund ihrer herausgehobenen Funktionen dem zunehmenden internationalen Wettbewerb besonders ausgesetzt waren: Die Europäischen Metropolregionen in Deutschland. Es handelt sich dabei um eine Raumordnungskategorie, die die Kernstädte/Zentren und ihr suburbanes und ländliches Umland zu einer größeren, sichtbareren und wettbewerbsfähigeren Einheit zusammenfasst.

1995 wurden zunächst sieben Regionen Deutschlands als Europäische Metropolregionen definiert: Berlin/Brandenburg, Frankfurt/Rhein/Main, Hamburg, Halle/Leipzig-Sachsen-Dreieck, München, Rhein-Ruhr und Stuttgart. Zehn Jahre später, 2005, kamen vier weitere Metropolregionen hinzu: Bremen/Oldenburg, Hannover-Braunschweig-Göttingen, Nürnberg und Rhein-Neckar.

Die deutsche Stadt- und Raumentwicklungspolitik hat dabei bewusst auf eine konkrete Abgrenzung und eine Festlegung der Governance-Struktur der neuen Metropolregionen verzichtet. Abgrenzung und Ausgestaltung der regionalen Zusammenarbeit sollten der Selbstverantwortung und Selbstorganisation der politischen Akteure vor Ort überlassen bleiben.

 

Die Europäische Metropolregion Stuttgart

Die Beschlüsse der MKRO von 1995 sind 2002 in den Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg umgesetzt worden. Nach diesem umfasst die Europäische Metropolregion Stuttgart den Verdichtungsraum Stuttgart einschließlich der Räume um Heilbronn und um Reutlingen/Tübingen und seine Randzone. Eine konkretere Abgrenzung wurde nicht vorgenommen. In der Praxis umfasst die EMRS die Region Stuttgart sowie die angrenzenden vier Regionen Ostwürttemberg, Neckar-Alb, Nordschwarzwald und Heilbronn-Franken. Die Entwicklung der Europäischen Metropolregion Stuttgart soll sich dabei auf dezentrale räumliche und organisatorische Strukturen stützen und diese stärken.

Damit ist die Metropolregion Stuttgart deutlich größer als die Region Stuttgart. Sie umfasst 479 Städte und Gemeinden und 17 Landkreise. Hier leben auf rund 43 Prozent der Fläche Baden-Württembergs etwa 49 Prozent der Einwohner und arbeiten 50 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. 52 Prozent der Wirtschaftskraft des Landes (gemessen am BIP) wird in der Europäischen Metropolregion Stuttgart erzeugt. Die Einwohnerzahl entspricht mit 5,4 Mio. Menschen in etwa der Einwohnerzahl von Dänemark.

Aufgrund ihrer Ausdehnung ist die EMRS naturgemäß in sich sehr heterogen. Sie umfasst alle Raumkategorien vom klassischen ländlichen Raum bis zum Verdichtungsraum mit den entsprechenden Strukturen, Entwicklungen, Chancen, Problemlagen und Interessen.

 

Aktivitäten und Projekte zur Stärkung

Gemeinsame Projekte und die Vernetzung innerhalb der Metropolregion sollen die Position der EMRS im internationalen Wettbewerb der Regionen stärken. In der Vergangenheit gab es immer wieder projektbezogene Kooperationen, beispielsweise in der Regionalentwicklung, beim Tourismusmarketing, im Sport, der Kultur und im Verkehr. Ein Erfolgsmodell wurde das MetropolTicket, das am 1.1.2012 eingeführt wurde. Es kann im kompletten Straßen- und Schienennetz mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln aus den neun beteiligten Verkehrsverbünden genutzt werden.

Um die Zusammenarbeit in der Europäischen Metropolregion weiter zu stärken haben die Spitzen der Landeshauptstadt Stuttgart und des Verbands Region Stuttgart 2016 eine Impulsgruppe einberufen, bestehend aus dem Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart, dem Vorsitzenden des Verbands Region Stuttgart sowie VertreterInnen der vier anderen Regionalverbände sowie je Region einem Oberbürgermeister / einer Oberbürgermeisterin und einem Landrat / einer Landrätin sowie zwei VertreterInnen des Gemeindetags Baden-Württemberg. Die Impulsgruppe identifiziert und diskutiert gemeinsame Themen und Herausforderungen in der Europäischen Metropolregion Stuttgart, initiiert gemeinsame Projekte wie bspw. Metropolkongresse, festigt die Zusammenarbeit und stärkt damit die Sichtbarkeit und das Profil der EMRS nach innen und außen.

 

Metropolkongresse

Ein erster gemeinsamer Metropolkongress fand am 22. Januar 2019 in der Sparkassenakademie Stuttgart zum Thema nachhaltige Mobilität statt. Der Kongress setzte zusätzliche Impulse für die nachhaltige Mobilität in der Metropolregion, da das Thema eine zentrale Herausforderung ist, die alle Regionen und Kommunen der EMRS miteinander verbindet.

Der zweite gemeinsame Metropolkongress fand am 20. September 2022 in Heilbronn statt. Inhaltlicher Schwerpunkt war die Transformation der Wirtschaft. Das Thema wurde in sechs Arbeitsgruppen aus unterschiedlichen Perspektiven vorbereitet und behandelt.